Für die Schüler stand heute ein besonderes Erlebnis auf dem Programm. Medienkompetenzvortrag der Sparda-Bank Nürnberg hieß der wenig verheißungsvolle Titel der Veranstaltung im E.T.A Hofmann-Theater, den ich heute zusammen mit den Schülern besuchen durfte. Keiner hatte eine Vorstellung von dem, was ihn hier erwartete. Das änderte sich ziemlich schnell.
Der Vortragende, Erwin Markowski von der Information Security Firma 8com, plauderte locker drauf los, machte ein paar Witze und erzähltr aus dem Medienalltagserleben der Schüler. Wenn man so unterwegs sei, so Markowski, dann logge man sich ab und an mal in offene W-Lans ein. Unschuldig schob er die rhetorische Frage hinterher, ob die Schüler denn wissen, welche ihrer Daten sie hier alle preisgeben. Die Reaktion der noch etwas verschlafenen Schüler war, wenn überhaupt, gleichgültig – so lange, bis Markowski, professioneller Hacker, der versammelten Zuhörerschaft eröffnete, dass er live im Saal so eine Anlage aufgebaut habe, und die Verbindungsdaten der im Raum befindlichen Handys auslesen würde.
Ab dieser Sekunde war das Publikum hellwach; es folgte hektisches Hantieren im Auditorium des Theaters, garniert von der grinsenden Bemerkung vom Podium, dass es für Änderungen nun zu spät sei, die Daten wären schon bei Betreten des Raumes eingesammelt worden. Die verwunderten bis stark unsicheren Gesichter der Anwesenden zeugten von der gerade entstandenen emotionalen Beteiligung, und ich konnte mich eines Grinsens nicht erwehren: das W-Lan meines in die Jahre gekommenen Smartphones ist standartmäßig ausgeschaltet – nicht aus Sicherheitsgründen, sondern wegen verbesserter Akkuleistung. Die zusätzliche Sicherheit bekomme ich jetzt als Bonus wegen meines altersschwachen iPhones also noch dazu, schmunzelte ich.
Das Programm ist sehr kurzweilig – es wurden Zuhörer mit einer als Wanze missbrauchtem Handy vor die Tür geschickt und abgehört, es wurden Telefonanrufe unter falschen Nummern vorgetäuscht und SMS, ebenfalls von falschen Nummern, versendet. Immer wurde auf die konkrete Gefahr eingegangen, die diese Sicherheitslücken in den Geräten auslösen. Der Gedanke, dass die falsche Nachricht eines Freundes mich nachts aus dem Haus und in einen Hinterhalt locken könnte, leuchtete ein und war für alle Beteiligten – nicht nur für die Schüler – ziemlich konkret und nachvollziehbar. Markowski schaffte es immer wieder, den Schülern abstrakte und sonst nicht greifbare Gefahrenpotentiale aufzuzeigen, etwa, wenn er live auf der Bühne Passwörter abgriff oder Chatprotokolle und Ortungsdaten aus einem Handy auslas.
Egal welches Thema angeschnitten wurde – die Beispiele leuchteten ein und ließen einen nicht mehr los, und noch Stunden nach der Veranstaltung wurde darüber gesprochen. Die eineinhalb Stunden Vortrag wird wohl keiner der Schüler so schnell vergessen, weil der Inhalt genial aufbereitet und präsentiert wurde.
Als zusätzlichen Service – oder für diejenigen, die die Veranstaltung noch nicht besuchen konnten – gibt es eine Internetseite des begleitenden Projekts Surfsafe, auf welcher für Jugendliche (eigentlich für alle) das Thema noch einmal aufbereitet wurde und man sich über aktuelle Sicherheitsfragen informieren und sogar einmal pro Woche mit Experten chatten kann.
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